Blick ins Glasatelier

Sie wollen gerne wissen, wie es im Atelier einer Glaskünstlerin so aussieht? Die Arbeit mit ofengeformtem Glas ist enorm vielseitig. Ich habe Techniken aus anderen bildnerischen Bereichen für die Glasgestaltung weiterentwickelt. Bei Glasbildern kombiniere ich Techniken aus der Malerei und Grafik mit Drucktechniken wie Siebdruck. Bei Schalen modelliere ich die Form frei im Ofen. Mit Reliefs lassen sich allerfeinste Strukturen im Glas wiedergeben.

Sie haben neu gebaut oder renovieren gerade

und suchen noch etwas Individuelles?

Sie finden in meinem Atelier viele Anregungen.

  • Einen Raumteiler oder ein Glasrelief als Wandgestaltung
  • Eine Türfüllung aus Glas oder ein Glasfenster
  • Eine Glasstele für Ihren Garten oder eine Glasskulptur

Sie bekommen bei mir eine erste unverbindliche Beratung. Ich fertige einen Entwurf und Sie entscheiden sich in aller Ruhe, bevor ich Ihren Auftrag ausführe. Egal, ob Sie erst mal neugierig sind oder ein konkretes Anliegen haben: Vereinbaren Sie einfach einen Termin.

Glaskunst braucht eine Idee

Immer wieder werde ich gefragt: „Wie kommen Sie auf die vielen Ideen?“ Eine Grundvoraussetzung lautet: Ich bleibe ständig in Übung. Ich schreibe alles auf, mache Skizzen und sammle alles, auch Zeitungsnotizen, ohne Zensur. Unter Druck wird es schwierig, dann fällt auch mir nichts ein, aber ich kann auf meine Ideensammlung zurückgreifen. Entspannung hilft: Zum Beispiel beim Spazierengehen kann ich mit meinen Gedanken spielen und Ideen entwerfen. Probieren Sie es einmal selbst aus.

Um die Idee zu realisieren, fertige ich viele Skizzen an, um alle Fragen zu klären: Welche Materialien brauche ich, muss ich eine Gussform bauen, soll das fertige Objekt stehen oder hängen? Wie groß soll es werden und was darf es kosten? Gibt es einen Auftraggeber, mit dem ich mich abstimmen muss?

Wie ein Glasbild entsteht

Ich zeige Ihnen an einem einfachen Beispiel, wie ich arbeite und wie ein Glasobjekt entsteht. Für unser Beispielobjekt, ein Bild aus Flachglas, schneide ich das Glas zu, entgrate die scharfen Kanten, putze das Glas (ja, ich putze viel Glas) und in unserem Beispiel bemale ich es – mit Glas. Eine zweite, ebenfalls bemalte Scheibe wird im Ofen darübergelegt. So bekomme ich mehr Tiefe in das Bild, dem transparenten Glas sei Dank.

Was passiert eigentlich im Glasofen?

Im Glasofen passiert nun etwas Wunderbares. Glas ist amorph, eine erstarrte Flüssigkeit, die beim Abkühlen eine Haut gebildet hat. Mit zunehmender Hitze wird das Glas weicher, die Haut verschwindet und die beiden Scheiben und die Glasfarben beginnen zu verschmelzen, eins zu werden. Ich habe die Temperatur und die Zeit so eingestellt, dass die Gläser gerade am Rand eine weiche Kante bilden und die aufgetragenen Glasfarben etwas einsinken. Anschließend wird das Glas, es ist jetzt ein Ganzes,  langsam abgekühlt –vergütet – und bekommt wieder eine Haut, die Oberflächenspannung. Wenn es Raumtemperatur angenommen hat, kann ich den Ofen öffnen und mein fertiges Bild herausnehmen.

Jede Technik will ihre eigene Temperatur

Natürlich ist es im Detail viel komplizierter und es sind viele Dinge zu beachten. Manche Objekte sind oft mehrfach und viele Tage und Wochen im Ofen. Alle meine Öfen laufen computergesteuert. Aber das Grundprinzip ist mehr oder weniger immer das gleiche. Glas ist in einem Temperaturbereich zwischen 500 und circa 1.200 °C unterschiedlich zäh oder viskos. Bei ofengeformtem Glas kann ich den Bereich zwischen 500 und 900 °C ausnutzen für verschiedene Techniken wie Glasmalerei auf der Oberfläche, Glasbiegen, Glasverschmelzungen (wie unser Bild) und Glasguss in Formen. Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, freue ich mich über Ihren Besuch im Atelier.

Ihre Fragen rund ums Glas?

Hier habe ich einige Antworten für Sie.

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Was ist Fusing?

Das englische Wort entspricht dem deutschen Wort Fusionieren. Wenn Gläser im Ofen verschmelzen, „fusionieren“ sie. Ursprünglich verwendet für mosaikartig zusammengelegte Farbgläser, ist es zum Begriff für verschmelzen geworden. Fusing löste im Hobbybereich die Tiffanytechnik ab.

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Was ist Glasverschmelzung?

In einem Glasofen werden Gläser miteinander verschmolzen. Aus den vielen Teilen wird ein Ganzes. Der deutsche Begriff umfasst einen größeren Bereich als  Fusing. Auch ein Glasguss aus kleinen Glaskröseln ist eine Glasverschmelzung.

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Was ist Glasfarbe?

Metalloxide färben das Glas. Kobaltoxid = Blau, Silber = Gelb, Gold = Rosa. Durch Beimischung von Metalloxiden zum Gemenge in der Glashütte wird Glas gefärbt. Stark gesättigtes Farbglas wird zu Pulver vermahlen, woraus Glasfarbe hergestellt wird. In der klassischen Glasmalerei werden diese sehr fein vermahlenen Glaspulver mit organischem Öl oder Siebdrucköl vermischt. So können feinste Nuancierungen erreicht werden. Die Farben werden bei ca 500 °C auf die Glasoberfläche aufgebrannt.

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Was ist Farbglas?

Das farblose Glasgemenge wird durch Beimischung von einer geringen Menge an Metalloxiden gefärbt. Bei handgemachtem Glas können hier auch Muster und feinste Nuancierungen erzeugt werden. So kann mundgeblasenes „Echt-Antik“ Glas individuellen Bedürfnissen angepasst werden oder auch das von Hand gewalzte Glas, welches von vielen Glashütten in den USA hergestellt wird.

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Was ist Glasschmelzfarbe?

Glasschmelzfarbe hat eine andere Zusammensetzung als die Glasmalfarbe und wird bei circa 800 °C aufgeschmolzen, um Glas zu färben oder zu bemalen (ofengeformtes Glas). Ein sogenannter kalter Überfang entsteht, mit dem auch dreidimensionale Objekte in mehreren Schichten eingefärbt werden können.

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Was ist Glas?

Eine nicht organische, amorphe, also nicht kristalline, erstarrte Flüssigkeit, deren Zähigkeit (Viskosität) temperaturabhängig ist. Diese Eigenschaft macht die große Gestaltungsvielfalt möglich. Es gibt viele hundert verschiedener Glasrezepte für verschiedene Zwecke. Die Zusammensetzung des Glasgemenges beeinflußt die Lichtbrechung, die Stabilität und die Hitzebeständigkeit, um nur einige zu nennen.

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Wie stellt man Glas her?

Aus Sand. Quarzsand schmilzt bei 1.700 °C. Um diese Temperatur herabzusetzen, den Schmelzprozess zu beschleunigen und um die Eigenschaften verschiedener Gläser zu beeinflussen, werden unterschiedliche Zusätze beigemischt. Das geschieht in einer Glashütte. Aus dem Gemenge entsteht die Glasschmelze. Um Flachglas zu erhalten, wird das flüssige Glas gezogen, gewalzt oder es fließt über ein Zinnbad, bis es erstarrt, abkühlt und in Blätter geschnitten wird. Die Herstellung von Glas ist energieaufwändig. Früher zogen Wanderglashütten durch die Wälder und Köhler stellten Holzkohle her für die Schmelzöfen. Dieses Glas heißt auch Waldglas.

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Wie schneide ich Glas?

Eine Glasscheibe wird von einer „Haut“ umhüllt, ähnlich wie Wasser. Diese Oberflächenspannung wird mit dem Hartmetallrädchen eines Glasschneiders unterbrochen. Entlang des Schnittes kann das Glas über einem Druckpunkt auf der Glasunterseite geöffnet werden. bei einem geraden Schnitt kann die Tischkante benutzt werden, bei Kurvenschnitten werden spezielle Laufzangen eingesetzt.

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Was ist ofengeformtes Glas?

Ofengeformtes Glas ist der Oberbegriff für alle Verformungs- und Verschmelzungstechniken, die innerhalb eines Glasofens stattfinden. Im Gegensatz zum aktiven Verformen beim Glasmachen oder Glasblasen außerhalb eines Schmelzofens reichen hierfür Temperaturen von ca 600 bis 900 °C. Eine Glasscheibe kann frei verformt werden, indem sie, der Schwerkraft gehorchend nach unten sinkt. Oder es wird eine genaue Form gebaut, die die Form vorgibt. Ein aktuelles Beispiel ist die Glasfassade der Elbphilharmonie in Hamburg.

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Wie entsteht ein Glasrelief?

Das Relief wird im Glasofen geformt. Das kann mit Mineral-Faserpapier, mineralischem Trennmittel-Puder oder einer geschnittenen Form aus geblähten und gepressten Mineralien geschehen. Das Glas wird darübergelegt und nimmt beim Verschmelzen die Form des Reliefs an. Alle Trennmittel sind mineralisch und haben einen weit höheren Schmelzpunkt als Glas. Diese Art der Verformung benötigt höhere Tempereraturen als das Glasbiegen.

Was ist kompatibles Glas?

Gläser mit dem gleichen „Wärmeausdehnungskoeffizienten“ sind miteinander kompatibel. Das heißt, bei gleicher Temperatur verhalten sich die Gläser exakt gleich. Jedes Glas dehnt sich bei Wärmezufuhr aus und zieht sich anschließend wieder zusammen. Ein zu großer Unterschied führt zu Spannungen, die sich früher oder später entladen. Das Glas reißt. Dafür reichen minimale Beimengungen eines falschen Glases.

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Was ist kilnformed glass (englisch)?

Ofengeformtes Glas. Amerikanische und englische Glaskünstler haben viel zur Erneuerung beigetragen mit der Studiobewegung der 1960-er Jahre. Sie wiederum wurden inspiriert von den Glaskünstlern in Frankreich und Deutschland während der Epoche des Jugendstils und Art déco. Ofengeformtes Glas wurde bereits vor ca 5000 Jahren hergestellt und geriet durch die Erfindung des Glasblasens und darauf folgender industrieller Entwicklungen in Vergessenheit. Heute bietet das ofengeformte Glas zahlreichen Künstler*innen in aller Welt eine große Vielfalt an Ausdrucks-und Anwendungsmöglichkeiten.